Die Abfahrt von Duisburg gestaltet sich weit spannender als erwartet, denn Pablo löst die falsche Leine und das Floß wird von Rheinwasser erfasst, um 180 Grad herumgewirbelt und kracht dann gegen die Hochwassermauer. Die zweite Leine lösen und sich vertrauensvoll Vadder Rhein überlassen geht nicht, denn erstens ist kein Vertrauen da und zweitens liegt direkt vor uns eine großes Restaurantschiff und die Fluten würden uns direkt gegen Schleudern. Also müssen Muskel- und Motorenkraft zusammenspielen, um das Floß gegen den erheblichen Wasserwiderstand gedreht zu bekommen. Christof muss logistische und nervliche Schwerstarbeit leisten, wir ziehen und drücken und schieben und bibbern und schimpfen, die Motoren jaulen und knurren dazu – ein geradezu biblischer Chor mit dem entsprechenden Erfolg: mit fast zweistündiger Verspätung brechen wir Richtung Duisburg auf. Ich freue mich besonders, weil das eine Rheinstrecke ist, die ich damals nicht geschwommen bin und weil der Rhein so breit und majestätisch dahinfließt. Hank und sein Filmteam wünschen sich ein Gespräch zwischen Enno und mir, das ihnen etwas zu verkröpft ausfällt, aber was soll man machen: wenn schonmal das Hirn mitmischt, sollte man es nicht stoppen, finde ich 😉 Und außerdem tut einem so emotionalen Projekt ein wenig Verkopfung nicht schlecht! Wir steigen früher vom Floß, um rechtzeitig zum Soundcheck in Duisburg anzukommen. Das Lagerprogramm durfte nach langen Hinundher nun doch nicht in der Flüchtlingsunterkunft stattfinden, sehr schade. Wir werden super verpflegt, allerdings hält sich nach vielen gut besuchten Konzerten der Besucherstrom in Duisburg ziemlich in Grenzen. Montagabend. Und viele dicht gestaffelte Konzerte hier im Ruhrgebiet. 50 bis 60 Zuschauer, schätze ich. Die die gekommen sind haben von der Veranstaltung in erster Linie durch das WDR5-Interview gehört, es gibt doch hin und wieder Sendungen, die etwas bewirken können. Schön!