20.07. Würzburg

Es sollte ein Tag voller Kontraste werden. Ein toller Empfang durch die Würzburger Studenten, ein gut gefüllter Konzertkeller – auch das Nachmittagsprogramm in der riesigen, streng gesicherten Gemeinschaftsunterkunft, in die man nur durch Abgabe des Personalausweises hineinkommt, ist sehr erfolgreich – aber auch der erste heftige Rückschlag durch den personellen Einbruch der uns begleitenden Women-in-exile-Gruppe. Zum einen laufen die nur auf wenige Tage begrenzten Reisegenehmigungen für die in bayrischen Flüchtlingslagern lebenden Frauen aus, zum anderen erkrankt Carolin, die keniatische Sängerin und muß nachts sogar in ein Würzburger Krankenhaus gebracht werden. Desweiteren winkt Women-in-Exile SOS, weil keine Fahrer mehr für ihren Tourbus da sind. Das alles führt dazu, dass plötzlich die Flöße unterbesetzt sind – erst müssen Luca und ich hin, damit die Floßfahrer Christof und Maike nicht ganz allein reisen (was verboten wäre), danach kommen Rebecca und Shane zur Ablösung, damit wir noch rechtzeitig zum Konzert kommen. Der Bayrische Rundfunk kommt aber trotz der Unterbesetzung mit aufs Floß und berichtet, aber ich ahne schon, dass der angekündigte große Pressebesuch für die nächsten Tage gefährdet ist, wenn die Journalisten nur auf leere Flöße treffen. Abends geben wir auf dem Konzert die Notsituation durch, es findet sich ein Würzburger Medizinstudent, der sich als Fahrer anbietet, es finden sich auch ein paar solidarische Studentinnen, die auf die Flöße mitwollen – aber leider schrumpft die Gruppe an Flüchtlingsfrauen auf drei zusammen und beschließt, am kommenden Tag weder auf die Flöße, noch mit ins Lager zu kommen, weil das durch die personelle Situation nicht mehr zu bewältigen sei. Wir beraten, planen, koordinieren, aber es lässt sich nicht ändern – ich laufe noch schnell zur Bank, um die zweiundhalbtausend Euro für das Beiboot abzuheben und Marike mitzugeben, die damit um neun Uhr morgens in Speyer sein muß, und lege mich mit einem Stoßseufzer ins Bett. Zum Glück ist man nach einem solchen Tag viel zu müde, um sich Sorgen zu machen, man schläft einfach, träumt was Nettes und wacht dann gut gelaunt und voller Energie wieder auf.

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