Wir sind, wie die beiden Jahre zuvor in der Halle 02 mit unserem Programm. Am Nachmittag findet noch die Einweihung der grossen neuen Halle statt, in der wir sozusagen als Eröffnungsband spielen. Eine 2000-Mann-Halle – hm, denke ich, das kriegen wir nicht voll. Der Oberbürgermeister hält eine freundliche Rede, verspricht, sich weiter für Flüchtlinge zu engagieren – und ist zwei Minuten später auf und davon. Aber ja, denke ich, die Situation der Flüchtlinge in Heidelberg selbst ist ganz passabel, gebe ich zu – vor allem im Vergleich zum wohlhabenden Rhein-Neckar-Kreis drumrum, der sich fürchterliche Unterkünfte leistet. Letztes Jahr waren wir in Sinsheim, da hatten die Flüchtlinge in den Essenspaketen haufenweise Margarine, viel zu viel, dafür kein Obst oder Gemüse, kiloweise vergammeltes Fleisch, billigstes Konservenessen, das Lager war in einem erbärmlichen Zustand, selbst die SPD (übrigens die Partei die in allen Flüchtlingsprojekten der letzten Jahre am unsichtbarsten war) befürwortete die abgeschiedene Lage und den hohen Zaun. Diesmal besuchen Shane und Jens, der als Clown Zack heute seinen letzten Einsatz für uns hat, die ebenso menschenverachtende Einrichtung in Schwetzingen. Die Flüchtlingsfrauen von Women in Exile sind sichtlich geschockt. Sie haben viel gesehen und viel selbst erlebt, aber dieses Lager hinterlässt für viele Tage eine traurige Unruhe.
Das Konzert ist ganz gut besucht, wobei die riesige Halle natürlich die knapp 200 Zuschauer wie eine nur kleine Gruppe wirken lässt. Wir spielen angesichts des vollen Programms morgen in Saarbrücken unvernünftig lang, aber es macht Spass, den Platz auf der großen Bühne auszufüllen – die Infostände der politischen Gruppen werden gut besucht und auch wir führen interessante Gespräche mit interessierten Konzertzuschauern. Nicht schlecht für einen Sonntagabend. Langsam aber sicher gewinnt das Projekt an Durchschlagskraft. Langsam aber sicher spricht sich rum, dass es ein eigener und neuer und ganz anderer Ansatz und keine Wiederholung des Refugee-Projekts ist. Und dass wir es sehr ernst meinen, wenn wir uns aus guten und täglich neu bestätigten Gründen auch auf die Situation speziell der Flüchtlingsfrauen konzentrieren.