Während Katja und die Puppenspielerinnen mit Tameru das Lager in Neuwied besuchen, in dem auch Akram lebt, die Pianistin, die uns schon viele Konzerte begleitet, nutze ich den Tag, um mich mal wieder unter der Organisationslawine begraben zu lassen. Am Nachmittag erreichen wir dann den Koblenzer Stattstrand, mit skeptischen Blicken in den immer grauer werdenden Himmel, denn das Konzert soll draussen stattfinden. Auch Women in Exile treffen ein, Aufbau und Soundcheck im kuschligen Zelt, der Strand füllt sich allmählich und als ich um Punkt acht mit dem ersten Basslauf das Konzert beginne, beschließt der Himmel seine Regenmassen loszuwerden. Ein Schauer nach dem nächsten rollt über die kleinen, hastig aufgespannten Zelte, aber die Zuschauer behalten ihre gute Laune und ihre Tanzlust. Der trocken bleibende Bereich ist so klein, dass die Zuhörer fast auf der Bühne und zwischen uns stehen, aber irgendwie sind das ja immer die schönsten Konzerte, in denen man so eng mit dem Publikum verschmilzt, alles von einander mitbekommt – Klasse! Wir haben viel Spaß auf der kleinen Bühne, auch Caro, Darma, Fatuma und Akram genießen das ungewöhnliche Konzert und wie immer betreut und begleitet uns das Team vom Circus Maximus mit Charme und Tatkraft. Kurz vor Bettgehzeit übersieht Basti leider einen Fahrradständer und zerschmettert damit den Kühler meines alten Volvos. ADAC kommt erst morgen. Die Flöße, die gut zu kämpfen hatten mit den Rheinhochwasser, liegen am deutschen Eck unter Kaiser Wilhelms Spitzbarterhabenheit. Guter Ort für so ein Projekt. Immerhin haben wir ihm die ganzen Reisegehmigungsprobleme zu verdanken, denn die weltweit einzigartige Residenzpflicht, die Flüchtlingen das freie Reisen untersagt, wurde unter ihm vor mehr als hundert Jahren in den dt. Kolonien eingeführt, von den Nazis fortgeführt und auch von der aktuellen Bundesregierung gehegt und gepflegt. Das nenn ich mal Traditionsbewusstsein!